Jazz und Musikwelt

Hommage an die Jazz-Legende Bill Evans

In seinem Gedicht Bill Evans, My Man’s Gone Now würdigt Clemens Setz drei musikalische Ereignisse: Zum einen sind die neun Verse eine einzige Liebeserklärung an den Jazz-Pianisten Bill Evans. Zum anderen verbeugt sich der österreichische Autor vor dem Werk des großen Musikers. Während die Bewunderung für das im Titel genannte Musikstück sich unverblümt äußert, schwingt die Hommage am Auftritt, bei dem es zum Besten gegeben wurde, allenfalls mit. Gemeint ist die Session, die Evans mit Scott LaFaro und Paul Motian 1961 im New Yorker Jazzclub Village Vanguard hatte und die auf den Live-Alben Sunday at the Village Vanguard und Waltz for Debby verewigt ist. Was macht diese drei Ereignisse so besonders? Kurzgefasst: Es sind allesamt Glanzlichter des modernen Jazz.

Wer war Bill Evans?

Bill Evans gehört zu den einflussreichsten Jazz-Pianisten des 20. Jahrhunderts. Was ihn auszeichnete, waren unter anderem die virtuose Handhabung des Instruments, sein Anschlag und harmonischer Instinkt. Alle diese Qualitäten waren aber nicht nur seinem Talent geschuldet, sie ruhten auch auf solidem Boden: Evans lernte und praktizierte sein Handwerk intensiv. Er studierte klassische Musik und Musiktheorie, komponierte eigene Stücke und veröffentlichte zahlreiche Alben, beginnend 1956 mit New Jazz Conceptions. Vor allem aber beobachtete er und ließ sich von anderen Jazz-Größen beeinflussen – allen voran Miles Davis, der den Pianisten 1959 in seine Formation aufnahm.

Auftritt in Village Vanguard

Nur acht Monate war Evans Mitglied des Miles-Davis-Sextetts, doch in dieser kurzen Zeit entstand mit Kind of Blue eines der größten Jazz-Alben überhaupt. Danach gründete Evans mit dem Bassisten LaFaro und dem Schlagzeuger Paul Motian sein erstes eigenes Trio. Die Combo bestand wegen des Unfalltodes von LaFaro im Jahr 1961 nur zwei Jahre. Trotzdem gelangen ihr einige musikalische Meilensteine, von denen der Auftritt in Village Vanguard der größte sein dürfte. Was die Session so besonders macht? Hier erreichte das geradezu telepathische Zusammenspiel der Musiker seinen Höhepunkt. Hier äußerte sich auch Evans‘ Genie am vollkommensten. So vollkommen, dass die Aufführung von My Man’s Gone Now Clemens Setz zu den Worten veranlasste: Ich wünschte/ich könnte das spielen.